Das Ende der T9.3 bei den EdS

(von Hans-Dieter Jahr)


Akte 02/07
In dieser Veröffentlichung war schon einmal zu lesen, welche T 9.3 im Jahre 1949 noch zur Eisenbahn des Saarlandes (EdS) gehörten. Nun befinden wir uns im Jahre 1953, genauer im August, und hier beginnt das letzte Stündlein der 91er, von deren Stamm nur noch die vier Loks 91 1419, 1806, 1815 und 1819 übrig geblieben sind, wobei die letztere Lok kürzlich Gegenstand zweier Bilder im Historischen Forum von Drehscheibe-Online war.

Am 13.8.1953 schreibt


ED-Direktion
21 M 2 Bl

1. Von den im Bestand befindlichen T 9- Lok sind bereits die Lok 91 1815 und 91 1819 auf „z“ abgestellt. Die Lok 91 1419 wird im Laufe des Mts auf „z“ und die Lok 91 1806 am 30.11.53, fällig zur L 4, auf Z abgestellt. Nachdem die letzte T 9 – Lok abgestellt ist, sollen die vier Lok a
ausgemustert werden, wozu der Verwaltungsrat bereits seine Zustimmung erteilt hat.
[.....]

Im Dezember 1953 schreibt 21 M 2 Bl auf den gleichen Vorgang dann:

1) Die letzte in Betrieb befindliche T9-Lok 91 1806 wurde heute auf „z“ im Bw-Gelände Srs abgestellt.
2) Urschr
Herrn Dez 23
Zur gefl Kenntnis und Ausmusterung der auf „z“ abgestellten Lok 91 1419, 1806, 1815 und 1819.

Leider ist der genaue Tag des o. g. Schreibens nicht eingetragen, aber laut einer datierten Paraphe könnte es der 3.12. gewesen sein, was unterstützt wird durch ein auf der Rückseite des DIN-A 4-Blattes genannte Anweisung, die vom 18.12.53 stammt:

1. Kzl schreibe
An
AW St. Wendel

Betr: Typenbereinigung unseres Lokbestandes.

Die noch in unserem Bestand befindlichen T 9 Lok sind restlos auf „ z “ abgestellt . Es handelt sich um die Lok 91 1419, 1806, 1815, 1819.
Wir ersuchen für vorgenannte Lok einen Ausmusterungsantrag vorzulegen.
Frist: 3.1.54

2.) 8.1.54 wvl


Das „Eb-Ausbesserungswerk“ St Wendel stellte daraufhin die entsprechenden Anträge. Hier derjenige für die 91 1419, der aber nicht genehmigt wurde; wir werden später sehen, warum.


Es handelt sich hier um die Hagans 611/ 1910, die am 31.12.1910 abgenommen worden sein soll und 1911 in den Betriebsdienst ging. 1920 wurde sie dann in „Osten 7278“ umgezeichnet. Bis 1930 ist sie dann in Salzwedel nachgewiesen, und ich habe keine Ahnung, wie sie dann später zur EdS kam, möglicherweise als Lokhilfe beim Aufbau des Westwalls.

Die nächste Lok ist hier 91 1806, und deren Ausmusterungsantrag wurde ebenfalls nicht genehmigt.
Sehen wir uns den Scan an:



Die Lok war eine echte Saarbahn-Maschine und wurde erst am 1.3.1935 durch die DRG von den Saarbahnen in ihr Schema übernommen. Laut der Tabellen in Harrers „Eisenbahnen an der Saar“ handelt es sich dabei um die Saarbahn-Lok 7201, also die frühere 7225 Sbr der ehemaligen KPEV. Sie wurde 1911 unter der Fabriknummer 6266 von Graffenstaden erbaut, was man aber am 4.1.1954 nicht mehr wusste. Ihr seinerzeitiger Kessel stammte wohl von der Jung-Lok 1039, der ehemaligen Mainz 7339, die in 91 905 umgezeichnet wurde. Wann aber dieser Kessel auf die Lok kam, weiss vmtl. heute kein Mensch mehr, denn über die Geschichte der 91 905 scheint nichts bekannt zu sein.

Nehmen wir uns die 91 1815 vor:



Sie stammt aus dem Jahre 1905 und war die ehemalige SAAR 7309 und zuvor die 7341 Sbr der preussischen Staatsbahn. Sie trug damals den Kessel der Saarbrücken 7407, abgenommen 1909, die 1920 zur Trier 7207 wurde und später als 91 1244 bezeichnet worden ist. Im Dezember 1944 taucht die 91 1244 als ehemalige Ostabgabelok auf der Suchliste der ED Mainz auf, und so kann es durchaus sein, dass der Kessel damals auf die Lok der benachbarten RDB Saarbrücken überging, weil die Ostlok vielleicht Schrott war.
Jedenfalls stimmen die Daten auf www.lokdata.de zur genannten Lok nicht, und der Antrag zur Ausmusterung wurde ebenfalls abgelehnt.

Und nun zur Drehscheibe-Lok 91 1819.
Sie wurde 1906 von Jung unter der Fabriknummer 950 gebaut und trug zur Zeit des nachstehenden Dokuments immer noch den alten Originalkessel auf ihrem Rücken.



Zufall??? Dürfte jedenfalls eine seltene Kombination gewesen sein.

Inzwischen hatte man sich besonnen, dass die 91er wohl famose AW-Loks abgeben könnten und so schrieb 23 M 51 Ful 151 an das AW St. Wendel, dass die "jetzige Werklok 92 294 bei der nächstfälligen Hauptuntersuchung abzustellen und eine der abgestellten T 9³ Lok zu untersuchen und dafür in Betrieb zu nehmen stattgegeben wird...."
Die vorhandenen bad. Xb waren natürlich Exoten und es gab keine Ersatzteile für die Loks, so dass die Verwendung von T 9.3 logisch klingt:



Jedenfalls wurde die 91 1419 als besterhaltene Lok ausgesucht und konnte so eine neue Karriere beim AW Burbach starten. Die Zerlegung der anderen drei 91er durfte lauft Verfügung 23 M 51 Ful 132 vom Juni 1954 gestartet werden, wobei aber Ersatzteile für die 91 1419 zurückzubehalten waren.
Am 18.11.1954 meldet die gleiche Quelle, dass die „restl. 3 T 9³-Lok sind verschrottet. Die 91 419 Werklok ist noch im Gange.

Am 25.8.1955 meldet der gleiche Berichterstatter, dass die Werklok des AW St. Wendel (92 294) wegen Abstelltagen bis März 1956 verlängert werden könne, und am 13.3.56, dass die U-Frist wegen weiterer 33 Abstelltage verlängert werden könne. Die 91 1419 werde etwa Ende April in Betrieb genommen

Am 24.4.1956 wurde die 92 294 dann endgütig abgestellt und die 91 1419 in Betrieb genommen
Die alte badische Lok wurde dann zur Zerlegung freigegeben. Warum man aber Ersatzteile zur Rückgewinnung halten wollte, ist mir völlig unklar..

Scan der Originaldokumente als PDF-Datei (in voller Auflösung): (6 Seiten, 1,0 MByte)