57 4245 - Eine Lokomotive unbekannter Herkunft

(von Ingo Hütter)

Immer wieder stößt man auf Lokomotiven, deren Identität nicht bekannt sind. Eine dieser Lokomotiven ist 57 4245, die sich nach dem 2. Weltkrieg im DR-Bestand befand, 1970 noch in 57 4245-7 umgezeichnet und schließlich am 22.01.1971 ausgemustert wurde. Aus dem Jahre 1967 stammt ein Briefwechsel von Johannes Töpelmann zu dieser Lok, welcher im folgenden wiedergegeben werden soll:


(15.2.67)

Die Lok 57 4245 (Stendal 67) soll 1915 gebaut sein, wie das Betriebsbuch angibt. "Hersteller nicht mehr zu ermitteln". An einigen Stellen der Stangen und der Kurbelzapfen finden sich aber übereinstimmende Stempelzeichen: 5455 ist eingeschlagen. Können Sie angeben, was mit der AL 5455 wurde? War sie hier? [in der DDR] Im Betriebsbuch steht, daß sie [57 4245] etwa 1953 den Kessel "Hano 20/ 9150" hatte, später dann "He 18/ 15823". Es steht dann noch ein Vermerk, daß das Fahrgestell als FNr. 28 1953 vom RAW Engelsdorf hergestellt wurde. Die Lok beginnt aber im Betr.-Buch schon 1.3.1947, als sie im Bw Hagenow Ld. war.


(22.4.67)

Ich habe auch schon vorgefühlt, was es mit 57 3551 und 57 4245 auf sich hat. Leider habe ich den dafür zuständigen Mann (Herrn Kirchhoff) noch nicht erwischt. Während die 57 3551 völlig klar eine nachträglich umgezeichnete G10 ist (deren Daten wir schon haben), sieht es mit der 4245 völlig anders aus! Hier bewegen wir uns durch meine eigene Oberflächlichkeit auf falscher Fährte. Ich hörte nämlich, daß es sich dabei um eine umgebaute Lok handelt! Es war war also keine G10! "Der G10-Kessel paßte nicht drauf" war das erste, was ich darüber in Erfahrung bringen konnte! Nun erst fiel mir nämlich wieder ein, daß ich in Zwickau an der Lok die sonderbare Beobachtung gemacht hatte, daß vorn zwischen Zylinder und Pufferbohle etwas verändert worden war. Dort nämlich, wo (durch die beiden noch vorhandenen Löcher noch klar erkennbar) das Fabrikschild gesessen hatte, war (etwa genau in der Mitte zwischen den beiden Löchern) später ein Flansch aufgeschweißt worden. Man hatte offensichtlich dort vorn etwas verlängert. Es war aber der normale G10-Kessel drauf. Die Radsätze und Stangen, wo ich die eingeschlagenen Nummern abgelesen hatte, stammen also von [einer] anderen Lok. Was könnte das für eine Lok gewesen sein? Sie müßte ja der G10 sehr ähnliche Abmessungen gehabt haben und soll, einer Vermutung von Herrn Sieslack folgend, h4v gewesen sein!!!


(Download eines Scans in höherer Auflösung).


Auch heute können wir noch nicht sagen, um was für eine Lokomotive es sich tatsächlich gehandelt hat. Oder gibt es jemanden, der noch weitergehende Informationen hat? Vielleicht gelingt es ja doch noch, dieses Rätsel der Lokomotivgeschichte zu lösen.


PS: Die genannte AL-Lokomotive verblieb bei Kriegsende in den Westzonen und wurde im September 1945 an die SNCF zurückgegeben.